Jahreslauf

Wir sind ein Demeter-Hof mit vielen Feldern und Wiesen. Die Arbeitsausrichtung erfolgt streng nach den Demeter-Richtlinien der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.

Wie sieht nun so ein ganzes Felderjahr aus, im Einklang mit Erde, Regen, Wind und Sonne?

 

 

Nun begleitet einen die tagtägliche Fürsorge, das Hoffen und Bangen um die Saat. Denn nun ist der erste eigene Anteil der Arbeit geschehen, und es stellt sich die Frage: wie wird das Wetter? Kommt noch eine längere Frostperiode, oder Regen und Sonne zum Wachsen? Alle paar Tage schaut man am Feld vorbei. Vorsichtig wird mit der Hand an den Saatrillen gegraben, ob die Samenkörnchen auch zu keimen beginnen. Ja, nach etwa zwei Wochen bemerken wir die winzig kleichen Keimschosser, die zum Teil schon ein grünes Blättchen tragen. Nun können wir darauf vertrauen dass bald über die Erde die kleinen, zarten Pflänzchen zu sehen sind. Ende März, Anfang April werden die ersten Karotten und Radieschen gesät, und dann alle zwei Wochen eine gewisse Menge an Salat und Karotten, damit man immer frische Ware bieten kann.

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Ab Mitte bis Ende April beginnen dann die Pflanzungen mit der Pflanzmaschine – Dafür geeignet sind Broccoli, Kohlrabi, Weiß- und Blaukraut, Grünkohl, Rosenkohl und Lauch. Es ist eine große Freude. Der Wagen voller Kisten mit Jungpflanzen wird am Feldrand abgestellt. Am Traktor hängt hinten die riesige Pflanzmaschine. Vier Leute können sich darauf setzen und es werden nach uns nach die Kisten mit den Pflanzen vor die Pflanzer gestellt und los geht`s . Ruckzuck, Pflanze für Pflanze wird in die Scheibe gelegt und von der Maschine sachte mit dem Wurzelballen ind die Erdfurche gelegt und zugedeckt. Viele, viele Stunden, tagelang. Und es ist ein glückliches Empfinden an solchen Tagen wenn ein riesiges Feld frisch bepflanzt dasteht, etwa mit kleinen Broccoli-Pflänzchen. Wir schauen alle paar Tage, wie sie sich entwickeln, ob sie richtig anwachsen! Kommt bald nach dem Pflanzen Regen, dann ist es ein Segen. Dann sieht man jeden Tag, wie sie wachsen und gedeihen. Nun kommt Ende April, Anfang Mai, schön langsam dann auch die Saat von Roten Rüben, Mangold, Mais. Der zweite Satz an Brokkoli wird gepflanzt, die Kartoffel werden gelegt.

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Und eine schöne Arbeit, die Zucchini und Kürbissamen stecken wir in die Erde! Ein großes Feld voll. Schön langsam sind die Felder alle bestellt. Es ist nur noch wenig Platz, um immer wieder neue Salate zu säen und einen letzten Satz Broccoli zu pflanzen. Denn ein Teil der Felder ist ja schon voll mit dem Getreide, Roggen, Weizen und Dinkel. Es wurde schon im Oktober angesät.

Ab Mitte Mai können wir schon die ersten Salate ernten. Und es beginnt eine Arbeit, die viel Mühe und Geduld erfordert, das Unkraut-Hacken. Vor allem bei Karotten, Rote Beete und Brokkoli müssen wir, Reihe für Reihe, ein- bis zweimal im Jahr die Felder durchhacken. Mühevoll ist dies besonders bei der Karotten, denn da muss man beginnen, wenn gerade mal etwa 5cm der Pflänzchen aus der Erde schauen. Vorsichtig und geschickt nimmt man mit der Hand-Hacke das Unkraut weg, so dass die kleinen, zarten Karotten befreit und besser weiterwachsen können. Dann geschieht durch das Hacken auch gleichzeitig eine Bodenlockerung, es kommt mehr Sauerstoff an die Wurzeln und das Wasser kann besser in den Boden dringen.

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Nahe ist uns das Empfinden des Eingebunden-Seins in die Weisheit der Naturkräfte. Nahe atmet das lebendige Geschehen des Wachsens vor unseren Herzen, in unseren Herzen. Viele Augenblicke des staunen-dürfens helfen hinweg über so manche Mühe der tagtäglichen Arbeit, und sie spenden uns eine stille Kraft, die uns zum Fühlen der Dankbarkeit führt.

Im Jahreslauf gleitet nun Woche um Woche weiter mit einerseits der Ernte von Salaten, Radieschen, den ersten kleinen Bundkarotten, dass meist am frühen Morgen, bei Sonnenaufgang schon geschieht, denn da ist noch alles frisch vom Tau. Am Hof wird alles noch gleich gewaschen, damit es für die Packfrauen fertig bereitet ist. Dann wird zum Teil wieder Unkraut gehackt bei den noch kleineren Pflänzchen, zum Teil noch einmal nachgesät und nachgepflanzt, dass eine lückenlose Versorgung mit Salaten, Karotten, Broccoli gegeben ist.

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Im Mai-Juni werden dann auch die Demeter Präparate nach Ihrem Gründer, Rudolf Steiner, zubereitet! Meist treffen sich dazu mehrere Demeter-Bauern und -Gärtner gemeinsam die Kräuter Löwenzahn, Kamille und Schafgarbe zu sammeln und zusammen mit Eichenrinde anzusetzen für die Kompostbereitung. Dadurch werden die Mineralien und Nährstoffe besser aufgeschlüsselt und können dann von den Pflanzenwurzeln gut aufgenommen werden. Desweiteren wird Kiesel auf die kleinen Pflanzen gesprüht, damit die feinsten, unsichtbaren Lichtkräfte besser aufgenommen werden können.

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Zu dieser Zeit richtet sich die Feldarbeit vor allem nach dem Wetter. Wenn es eher trocken ist, dann hat man es mit dem Arbeiten leichter, hacken und ernten geht problemlos. Für die Pflanzen und Feldfrüchte ist die Trockenheit jedoch schon oft eine lange Durststrecke. Wenn wochenlang alles trocken ist, dann wird es kritisch, und die Männer fahren mit dem Güllefass Wasser aus der Singold zum Feld. Andere Jahre hat es im Frühsommer viele Niederschläge, dann rutscht man mit Gummistiefeln und Regenjacke im Acker herum, um Gemüse und Salate zu ernten. Das Hacken ist dann oft gar nicht mehr möglich, und of t nimmt dann das Unkraut ganz schön überhand. Die Zeit, in der der erste Broccoli reif ist, ist etwas Wunderbares. Die Broccolipflanzen sind schon stattlich, mit riesigen Blättern, und in der Mitte gedeiht und wächst diese herrliche „Broccoli-Rose“. Man geht Reihe für Reihe mit einer Kiste und einem Messer ausgerüstet durch das Feld und schneidet die Röschen ab, die groß genug sind. Wunder über Wunder sind es, die einem da begegnen. Voll Tau sind die riesigen Blätter – man wird pitschnass am Morgen beim Ernten. Es ist jedoch immer eine große Freude diese von riesigen Blättern umringte Broccolifrucht zu entdecken. Glitzernde Tautropfen schmiegen sich an die samtige, grüne Oberfläche der Röschen. Es ist atemberaubend, die Broccoli-Ernte, das Herz pocht voll Dankbarkeit.

 

Die großen Felder erfordern vieler Hände Arbeit. Doch das schönste ist die tägliche Ernte der leckeren Salate. Radieschen und Karotten werden gleich auf dem Feld schön gebündelt. Ausserdem gibt es auch jetzt schon im Juli frischen Mangold, Kohlrabi, Broccoli, Zucchini und Buschbohnen ohne Ende! Nicht zu vergessen: unsere fruchtigen Erdbeeren! Im ganzen Sommer ist es tagtäglich eine unfassbare Fülle, die wir ernten dürfen – und wir spüren ganz tief in unseren Herzen: „Es ist des Menschen Mühe und Arbeit einerseits, jedoch andererseits ein stilles, verborgenes Wirken von höheren Weisheiten, von höheren Kräften die das eigentliche Wachsen durch Erde, Sonne, Wind und Regen bewirken!

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Die Mitte des Sommers ist die Zeit der Getreideernte. Auch da ist man abhängig von den Witterungsbedingungen. Wir holen des öfteren Ähren vom Feld, die dann auf Ihren Feuchtigkeitsgehalt überprüft werden. Sind sie schon richtig ausgereift, wartet man noch einige sonnige Tage ab, um sie dann zu dreschen! Sanft wiegt sich das Dinkelfeld im ind – wieviel tausend Sonnenstrahlen haben die kleinen Getreidekörner aufgenommen und sind daran gereift. Und jetzt kommt der Mähdrescher, und macht einen Wagen nach dem anderen voll mit diesen herrlichen Schätzen. Segensreich ist diese Zeit, dass muss man schon sagen. Wir sind immer froh, wenn das Wetter gut hält, bis der letzte Wagen am richtigen, trockenen Lagerplatz angekommen ist. Das Getreide wird noch einige Wochen gelagert, dann entspelzt, d.h. es muss beim Dinkel noch mit einem Vorgang die Schale entfernt werden. Nun kann er in Säcke gefüllt werden zum Verkauf – einige Wägen werden an die Bio-Mühle geliefert zur Mehl-Herstellung.

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Schön langsam geht der Sommer zu Ende. Es muß nun auch nicht mehr gehackt werden, denn alle Pflanzen sind schon so groß. Weiß- und Blaukraut haben schon inmitten Ihrer wuchtigen Blätter die kleinen Gemüseköpfe angesetzt, die müssen jedoch bis Oktober noch größer werden.

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Die Ernte ist immer noch in vollem Gange – Broccoli, Salat, Karotten, Zucchini, Kohlrabi, Lauch und auch Rote Beete werden eingebracht. Langsam wird auch der Mais reif. Süß und kernig kräftig schmecken die goldenen Kolben. Sie sind gut zu pflücken, auch wenn man sich öfter im Maisfeld verläuft.Wenn der Herbst beginnt, gibt es nochmal Arbeit ohne Ende – die Ernte ist in vollem Gange. Es ist schon oft harte Arbeit – das Ernten Tag für Tag – und doch überwiegt die Freude.

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Die Kürbisse sind schon strahlend orange, und auch das erste Weiß- und Blaukraut ist schon reif. Viele Wägen mit all den feinen Sachen werden heimgebracht und zum Teil auch in der Halle gelagert, sortiert und in Großkisten gelegt. Nun werden auch langsam die Kartoffeln mit dem Vollernter geerntet. Das sind meist recht lustige Tage. Viele, viele Kartoffeln werden von der Maschine aus der Erde geholt. Wir stehen oben am Förderband von der Erntemaschine und sortieren die mit hochgebrachten Erdklumpen , Steine und schlechte Kartoffeln auch. Sind einmal auch die Kartoffeln in der Lagerhalle, geht das Jahr schon langsam zu Ende.

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Obwohl die tägliche Hofarbeit zum Teil doch sehr anstrengend ist, überwiegen doch tiefste Empfindungen des Verbundenseins mit Erde und Schöpfung, der tagtäglichen Freude und Fülle, die uns gewahr wird. Dies sind Erlebnisse, die mit nichts zu vergleichen sind, und die wir nicht missen möchten. Man fühlt sich eingebettet in den Rhytmus des Jahres. Man schätzt diese vielfachen Gaben mit dankbarem Herzen. Jedes Jahr ist ein anderes, und es „wächst“ immer irgendwie.

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Schon im Winter, wenn still und unberührt die Felder noch ruhen unter einer beschützenden Schneedecke, beginnt in unserer klaren Vorstellung die gesamte Anbauplanung. Diese richtet sich nach den Bedürfnissen des Bodens, der von der sogenannten Fruchtfolge her jedes Jahr eine unterschiedliche Beanspruchung der Mineralien und sonstigen Nährstoffe haben soll. Nötig ist dafür eine gut ausgedachte Abwechslung der Gemüse-Familien von einem Jahr zum anderen, so dass sich der Boden durch ein natürliches Gleichgewicht regenerieren kann.

Unterstützt wird diese „Fruchtfolge“ durch nährstoffreiche Zwischensaaten wie Legominosen (haben Knöllchenbakterien in den Wurzeln, die den Stickstoff binden) oder Kleegras, die nach dem Wachstum in den Boden geackert werden, diesen mit nährstoffreichen Mineralien anreichern und gleichzeitig Futter sind für die Regenwürmer, die den Boden fein und locker machen!

Ist alles gut geplant, werden bei Bio-Saatgut-Höfen die notwendigen Samen oder Jungpflanzen bestellt. Dabei muss auch die Saatgutmenge berechnet werden, damit für die einzelnen Hektar auch genügend, aber auch nicht zuviel Samen und Pflanzen in die Erde kommen. Etwa Mitte März dann kommen die ersten aufregenden Stunden und Tage, wo unsere Herzen höher schlagen vor Freude, wieder in den Jahreskreislauf einzusteigen. Wann kommen die ersten wärmenden Sonnentage? Wie sind die Bodenverhältnisse? Ist es schon einigermaßen trocken? Denn ist die Erde noch zu nass und schlammig, so schadet es der Bodenstruktur, wenn man mit dem Traktor zu früh hineinfährt ins Feld. Dann werden die kleinen Kapillaren der Erde, die einen gesunden Wasser- und Nährstoffaustausch ermöglichen, zerstört, und das gesamte Wachstum wird gehemmt und blockiert. Also ist schon im beginnenden Frühjahr trotz aller Vorfreude Geduld, Umsicht und Erfahrung angesagt, bis man dann endlich entscheidet: „Heut ist ein günstiger Tag“! Ein günstiger Tag ist, wenn die Tierkreiszeichen auf die Erde gut wirken und auch die Wetterbedingungen passen.

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Als erstes wird das Feld mit der Acker-Egge vorbereitet, so dass die groben Erdschollen feinkrümelig, locker und weich gemacht werden. Dann wird die Sämaschine hergerichtet, für die ersten Salate und auch die Karotten. Es ist ein wunderbares Ereignis, die kleinen, winzigen, federleichten Samenkörnchen, wo etwa 30 Stück nur 1 Gramm wiegen, in die dafür vorgesehenen Trichter zu füllen. Sie laufen dann während des Säens über ein kleines Rad mit lauter winzigen Löffelchen, die dann in eine Rinne führen und in die von der Maschine vorbereiteten Erdrinne fallen und sachte von einem Eisenzinken, der sich am Ende der Sämaschine befindet, mit Erde bedeckt werden. Fünf Reihen pro Fahrt werden so gesät. Langsam und gerade geht es, von einem Feldende zum anderen. Immer wieder zwischendrin muß man vom Traktor steigen und schauen, ob sich auch die Löffelchen rhytmisch und leicht drehen, damit die angesäte Menge nicht zu wenig oder zu viel wird. Viele, viele Rillen werden so gezogen an einem Tag. Und am Abend dann blickt man zurück auf daß schon angesäte Feld. Man ist müde, aber es atmet eine stille Zufriedenheit, Freude und Dankbarkeit im Herzen.